ALA-Mauserkurs mit Jacques Laesser
Am Samstag, den 24. August, organisierte die ALA im Naturhistorischen Museum Bern einen Mauserkurs unter der Leitung von Jacques Laesser. Im Schulungsraum vermittelte der erfahrene Beringer zuerst die theoretischen Grundlagen, dann konnte das erworbene Wissen an Vogelbälgen angewendet werden und schliesslich begab sich die interessierte Gruppe ans Aareufer, um im Feld an lebenden Vögeln die erworbenen Kenntnisse anzuwenden.
Die hier folgenden Bilder schoss ich während der Exkursion. Die Kommentare dazu hat Jacques geschrieben.
01 Hausrotschwanz
Diesjähriger Hausrotschwanz. Das Gefieder inklusiv die grossen Decken ist noch mehrheitlich juvenile. Deswegen ist hier keine Mausergrenze zu suchen.
02 Mauersegler
Die gleichmäßige, weiche Hinterkante des Flügels spricht für einen Diesjährigen.
03 Wanderfalke
Diesjähriger Wanderfalke. Dieses Kleid ist vom Adultkleid gut zu unterscheiden. Adultvögel würden feine Querbänder zeigen. Das Gefieder besteht aus Federn einer Generation. Ihr Muster wie auch die Hinterkante des Flügels sind regelmässig.
04Trauerschnäpper
Adultvogel (>2Kj). Die Vollmauser ist für diesen Vogel abgeschlossen. Muster von den grossen Decken mit demjenigen vom Diesjährigen im Bild 05 vergleichen.
05 Trauerschnaepper
Diesjähriger. Die weisse Fläche der grossen Decken steigt entlang der Federachse an, wodurch eine unregelmässige, weisse Flügelbinde entsteht. Die mittleren Decken zeigen auch einen weissen Rand ähnlich dem Halbringschnäpper. Diese Federn sind juvenile Decken, die während der postjuvenilen Mauser nicht erneuert worden sind, was nicht systematisch der Fall ist.
06-07 Grauschnäpper
Diesjähriger. Die grossen Decken sind noch juvenil und zeigen deutliche helle Flecken. Eine juvenile Feder ist unvermausert an der Seite des Bürzels dank des hellen Flecks zu erkennen.
07-08 Stieglitz
Diesjähriger in juvenilem Gefieder. Die ersten postjuvenilen Körperfedern sind an der Brust zu erwarten und sind hier nicht sichtbar. Dieser Vogel stammt vermutlich von einer späten Brut.
09-10Rabenkraehe
Diesjährige. Missbildungen in den Schwingen, vermutlich wegen schlechter Futterqualität. Die Familie wurde übrigens bei einem Futterhaus beobachtet. Zwei Jungvögel haben Lücken am Schwingenbasis entlang den ganzen Flügel gezeigt. Ein solches Zeichen ist nur bei Diesjähriger zu erwarten, da die Adultvögel die Federn nicht gleichzeitig mausern. Anomalien sind unter diesen Bedingungen nicht symetrisch auf den Federn.
11 Haussperling
Vermutlich diesjähriges Männchen. Haussperlinge von beiden Alterklassen führen eine Vollmauser durch. Das Körpergefieder ist mehrheitlich neu. Die äussersten Handschwingen sind noch alt. Könnte die Mauser eines Adultvogels so weit fortgeschritten sein? Zu beachten sind die hellen Ränder von den sonst schwarzen Federn an Kinn und Brust. Durch die Abnutzung werden sie im Frühjahr ganz schwarz erscheinen.
12 Haussperling
Adultes Weibchen (>2Kj). Abgenutztes Gefieder ohne Spuren von Mauser.
13 Haussperling
Weibchen in Vollmauser, vermutlich diesjährige. Könnte die Mauser eines Adultvogels so weit fortgeschritten sein? Die äussersten Handschwingen sowie die sichtbaren Armschwingen sind alt. Die mittlere Schirmfeder ist neu, aber die längere ist alt. Die kleine Schirmfeder ist vermutlich am Wachsen, da sie nicht sichtbar ist. Die Lücke in den grossen Decken wurde nicht wegen einer wachsenden Feder verursacht, da sie gleichzeitig wachsen.
14 Haussperling
Diesjähriges Männchen. Stand der Mauser ähnlich Bild 17.
15 Kohlmeise
Adultvogel (>2Kj). Die Vollmauser ist fast abgeschlossen. Die Schirmfedern sind neu. Die Armschwingen daneben sind noch alt und ein wenig grauer. Vermutlich die vorherige Armschwinge zeigt in der Mitte ihre Spitze. Sie ist am Wachsen.
16 Amsel
Diesjähriges Männchen. Dieser Jungvogel startet seine Teilmauser. Die schwarzen Brustfedern deuten ein Männchen.
17 Vogelmauser-Monomaniak
Adult Männchen (51Kj). Als Männchen durch den Bart zu erkennen. Die grauen Haare deuten auf ein ziemlich fortgeschrittenes Alter. Der Ring zeigt vermutlich, dass es verpaart ist.
Text Jacques Laesser, Fotos Beat Rüegger
Weitere Trainingsmöglichkeiten der Art und Altersbestimmung auf biofotoquiz.ch/Altersfrage
Dieses neue Modul ist noch in Bearbeitung, weitere Vogelarten werden folgen.
Blog
Greifvögel über Rothrist
Diesen Fischadler habe ich am 19. März über Tarifa fotografiert. Er ist am späteren Nachmittag direkt über die an dieser Stelle 16 km breiten Meerenge von Afrika her kommend in Europa eingetroffen. War er es der heute von Sven Leutwiler, einem rothrister Ornithologen, um 11.45 Uhr dem Born entlang fliegend beobachtet wurde? Oder kommt er erst morgen anlässlich unseres Greifvogel Beobachtungstages in Rothrist vorbei? - Bei ziehenden Greifvögeln geht man von einer mittleren Reisedistanz von 200 km/Tag aus. Die Distanz zwischen Tarifa und Rothrist beträgt gut 2000 km.
Gegen Ende März können in Rothrist mit etwas Glück bis zu 10 Greifvogelarten beobachtet werden. Das hier folgende Merkblatt soll bei ihrer Bestimmung helfen.
Gemmi fast ohne Bartgeier
Am 12. Januar brachte die Gondel Adrian, Kilian und mich bei schönstem Wetter auf die Gemmi. Oben standen schon ein gutes Dutzend Fotografen. Stephane, einer von ihnen, meinte, am Vortag wäre 3 Bartgeier rund 10 Mal vorbeigefolgen. Voller Vorfreude machten wir uns bereit. Schon bald tauchten mehrere Alpenbraunelle auf und tummelten sich zwischen unseren Beinen, neben unseren Rucksäcken und pickten ausgelegtes Vogelfutter auf. Ein Schneefink zeigte sich nur kurz, sonst nichts. Auf dem Boden liegend fotografierten wir Braunellen. Die Bise frischte auf. Weit und breit kein Geier, nicht einmal eine Alpendohle. Ein Steinadler kreiste in der Ferne vor dem Daubenhorn.
Gegen Mittag erschien eine Gruppe von Alpendohlen, um ihren Teil vom Picknick abzuholen. Vier Gämsen ruhte auf einem Schneefeld unter uns. Trotz eifrigem Suchen kein Bartgeier. Gegen 15.40 Uhr, die Sonne verschwand schon fast hinter dem Daubenhorn, sass er plötzlich 300 Meter unter uns auf der Krete, wo vorher die Gämsen waren. Kurz kam bei mir Hektik auf, musste ich doch meine Ausrüstung umbauen. Canon 600mm f4 mit 2x Extender und Canon R7, das ergibt eine Brennweite von 1920mm. Der Geier war so freundlich zu warten, bis ich bereit war, und so gab es doch noch ein paar Bilder. Schliesslich verschwand die Sonne und wir waren schon am Packen, als noch einmal 2 Individuen erschienen und einer dann in einiger Distanz an uns vorbeizogen.
Fazit: Auch bei schwierigen Bedingungen kann Geduld schöne Resultate bringen.
Impressionen von der Bergfinkeninvasion
Ca. 100'000 Bergfinken über Born fliegend! … schrieb Sven am 22. November in unserem Birderchat. Regula, eine Nachbarin, erzählte mir am 9. Dezember, sie hätte x-tausende Bergfinken über Rothrist fliegen gesehen. Am 11. November folge ich den Schwärmen Richtung Westen und stelle im letzten Abendlicht fest, dass sie über Sankt Urban Richtung Hagelberg Wald weiterziehen.
Am 19. Dezember erschien dann die folgende Meldung auf ornitho.ch:
Zwischen Langenthal BE und St. Urban LU hat sich ein grosser Schlafplatz von Bergfinken gebildet. Er befindet sich im Wald südlich von Hagelberg, beim Flurnamen Rickematt, und beherbergt schätzungsweise mind. eine Million Individuen. …
Vom Fenster unseres Hauses aus fotografiere ich durchziehende Trupps und suche dann auch drei Mal den Schalfplatz auf. Die Bildergalerie soll einen Eindruck des allabendlich ablaufenden, gigantischen Naturspektakels vermitteln:
Ab 16 Uhr treffen die Bergfinken am Schlafplatz ein, zuerst in kleineren Gruppen. Über der Waldlichtung kreisen schon verschiedene Greifvögel. Mäusebussard, Rotmilan, Sperber, Wanderfalke und Habicht sind festgestellt worden. Aus allen Richtungen fliegen immer grössere Gruppen ein und vereinen sich zu einem riesigen Schwarm. Der Himmel isr voller Vögel und ihr Zwitschern und das Rauschen der Flügel bilden einen permanenten Klangteppich. Immer wieder tauchen Sperber und Wanderfalke in die Vogelschwärme. Ein wahres Schlaraffenland für sie. – Nachdem es das Naturphänomen sogar in die Tagesschau geschafft hatte, tauchten auch die Schaulustigen in Scharen auf. - Nach 17 Uhr nimmt das Luftspektakel jeweils ab und gegen 17.30 wird es wieder ruhig im Tal. Nur die zahlreichen Kotspritzer auf Jacken, Mützen und Autos erinneren noch daran.
8.1.2024, Beat Rüegger