Ornitour Nordspanien September 2023
Ornitour Nordspanien
9. - 16. September 2023
Wir beobachten Wolf, Braunbär und Wildkatze im gebirgigen Norden von Asturien, finden 40 Grosstrappen nebst Wiesenweihen und Zwergadler in den Steppen Leons und sehen auf hoher See Schwalbenmöwe, 5 Sturmtaucherarten und grosse Tümmler. Ein detailierter Reisericht folgt nach der Galerie.
Reisebericht
9.9.23 Boca de Huergano
Wir fliegen von Zürich via Madrid nach Bilbao, wo wir Juan Carlos, unseren spanischen Guide treffen, und erreichen schiesslich nach einer angenehmen Autofahrt unser Hotel in Boca de Huergano. Es bleibt noch Zeit für eine Katzensafari mit Bernardo, der uns schon im Hotel erwartet. Leider muss er uns erklären, dass der Sommer sehr trocken war, die Wühlmäuse keine Mäusehaufen aufstossen konnten und Katzensichtungen daher eher schwierig sein werden. So ist es dann auch nicht erstaunlich, dass wir zwar 3 Rotfüchse, aber keine Wildkatzen sehen.
10.9.2023 Riaño und Umgebung
Der Tag beginnt mit Regen. Bernardo und Juan Carlos fahren uns in ein Seitental vor Lario. Hier ist ein Wolfsrudel zu Hause. Trotz längerem Warten im Talboden und intensivem Absuchen finden wir sie nicht. Dafür stellen wir etliche Vogelarten fest: Schwarz- und Grünspecht, Schwanz-, Blau-, Kohl-, Hauben- und Tannenmeise, Kleiber und Zaunkönig lassen sich vernehmen. Misteldrosseln fliegen vorbei.
Zurück im Haupttal entdecken wir in einiger Entfernung auf den Bergkuppen je eine Gruppe von 15 Iberiensteinböcken und Kantabrischen Gämsen, nicht weit daneben weidet eine Gruppe von 10 Rothirschen, ein Wanderfalke fliegt vorbei und Gänsegeier kreisen. Weiter Tal aufwärts zeigen sich mehrere Gruppen Alpenkrähen. Als wir stoppen, um sie genauer studieren zu können, treffen wir mit Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Neuntöter und Schafstelze auf verschiedene rastende Zugvögel. Ein Steinsperling sitzt auf einer Leitung. Weiter finden wir einen Schmutzgeier, eine Zippammer, später zwei Schlangenadler, je einen Sperber und einen Turmfalken. Nur die Wildkatze will sich nicht zeigen. Trotzdem kehren wir nach diesem ereignisreichen Morgen zufrieden zum Hotel zurück.
Gegen Abend treffen wir Bernardo und Jean François südlich von Riaño und starten in Allradfahrzeugen zur zweiten Wolfspirsch. Von einem Bergrücken aus suchen wir mit unseren Spektiven den Gegenhang ab. Erste Hirschkühe zeigen sich, plötzlich ruft Juan Carlos „Lobo“. Aufregung macht sich breit, nach längerem Suchen können schliesslich alle während rund 30 Minuten zuerst einen, dann einen zweiten Jungwolf beobachten. Wir sind begeistert! Schliesslich taucht auch noch ein Wildschwein auf.
11.9.23 Larios – Matallana de Valmadrigal
Wir treffen Bernardo um 7.45 Uhr bei der Tankstelle in Riaño und fahren dann Richtung Lario. Aufmerksam suchen wir alle Wiesen am Wegrand ab, bis schliesslich Claudia und Anselm unsere erste Wildkatze entdecken. Sie lauert rund 40 Meter neben der Strasse auf eine Maus. Weiter fahren wir in ein Seitental und geniessen die phantastische Landschaft im schönsten Morgenlicht. Es hatte geregnet in der Nacht. Einige Nebelschwaden ziehen durchs Tal, die Sonne taucht die Berge in ein kräftiges Licht. Ein Fuchs flitzt über die Strasse, immer wieder sehen wir Mäusebussarde, aber eine weitere Katze will sich nicht zeigen.
Dann fahren wir Richtung Süden nach Matallana de Valmadrigal. Schon von der Hauptstrasse aus sehen wir eine Rohrweihe, schon beim ersten Stopp finden wir die ersten Grosstrappen, im Verlaufe der nächsten Stunden zählen wir rund 40 Individuen, dazu kommen Wiesenweihe, Schlangenadler, Grauammer, Steinschmätzer und Braunkehlchen.
Unseren Mittagsrast machen wir in einem halb verfallenen Dorf. Darüber kreisen ein Zwergadler und weitere Rohrweihen, 2 Steinkauze zeigen sich auf den Dächern. Haubenlerche und Einfarbstar sind weitere neue Arten.
12.9.23 Larios – Cremenes – Cabo Peña
Auf Katzensuche bewegen wir uns durch die tolle Gebirgslandschaften. Zwar ist das Wetter trüber als am Vortag, doch auch so kommen wir auf unsere Rechung: Eine grosse Hirschgruppe mit einem jungen Stier, Gämsen, Gänsegeier, Zippammer und anderes mehr. Aber eine weitere Wildkatze finden wir trotz all unserem Suchen nicht.
Gegen 10 Uhr treffen wir in Cremenes ein. Nach einem Kaffeestopp im Hotel von Bernardo’s Frau fahren wir zur Geierfütterungsplatz. Hier verteilen wir uns in die zwei Hides und sind gespannt auf das erwartete Spektakel. Wir werden nicht enttäuscht. Kaum hat Bernardo Knochen und Fleischreste verteilt und ist weggegangen, so fliegt ein Mäusebussard heran, um einen Happen zu holen. Ein erster Gänsegeier fliegt über uns hinweg und landet im Gegenhang. Ein nächster folgt, landet jetzt aber auf der Wiese. Nun geht es Schlag auf Schlag. Von allen Seiten kommen Geier angeflogen und landen vor uns. Es kann los gehen mit Fotografieren. Schliesslich tummeln sich rund 60 der imposanten Vögel vor uns und balgen sich um das Futter, ein beeindruckendes Spektakel. Nach einer knappen Stunde scheint das Festmal gelaufen zu sein und die Geier fliegen nach und nach wieder weg. Auch wir sind hungrig geworden und verschieben und ins Restaurant zum Mittagessen.
Anschliessend fahren wir an die Küste zum Cabo de Peñas. Hier geniessen wir die tolle Aussicht von den Klippen aufs offene Meer. Weit unter uns sitzen zahlreiche Krähenscharben auf einem Felsen. Basstölpel ziehen Richtung Westen und schliesslich fliegt auch eine grössere Gruppe an Austernfischer an uns vorbei.
13.9.23 Gijon Sea-Watching Trip
Kurz nach 8 Uhr besteigen wir unseren Katamaran, ziehen Regenjacke und Regenhose an und sind bereit für das 8-stündige Abenteuer. Kaum haben wir das offene Meer erreicht, beginnt Pedro die Seevögel mit Fischstückchen zu füttern. Zu den zahlreichen Möwen gesellen sich schon bald erste Sturmtaucher: Balearen-, Dunkler-, Grosser-, Sepia- und schliesslich noch ein Atlantiksturmtaucher können wir im Verlaufe der Tour beobachten. Während längerer Zeit folgt uns eine Spatelraubmöwe und lässt sich schön fotografieren.
Leider können nicht alle das Spektakel nur geniessen, zweien setzt der Seegang zu und sie müssen etwas leiden. Wir anderen suchen immer wieder das Meer ab. Eine Überraschung bilden auch mehrere Schwalbenmöwen, die uns in grösserer Entfernung folgen. Ab und zu fliegen Singvögel an uns vorbei, ohne dass wir sie bestimmen könnten. Etwas einfacher geht dies bei den Limikolen. Wir sehen auf unserer Fahrt Alpenstrandläufer, Uferschnepfe und Regenbrachvogel. Schliesslich kommen wir kurz vor 16 Uhr wieder in den Hafen zurück.
Nach einer längeren Pause treffen wir uns um 16 Uhr vor dem Hotel. Von hier unternehmen wir eine Exkursion in den nahen Stadtpark. An einem grösseren Teich finden wir hier eine gemischte Seiden-/Kuhreiherkolonie. Im Wasser tummeln sich nebst Stockenten auch Löffel- und Kolbenente sowie Teich- und Blässhuhn. Ein Eisvogel sitzt am Ufer, Fitis und Trauerschnäpper turnen durch das Geäst der Ufervegetation. Im Park finden sich gemischte Starenschwärme zum Übernachten ein. Im nahen Kanal sehe ich einen Steinwälzer, währenddem Christoph und Emanuel am Strand Sanderling, Knutt und Sandregenpfeifer finden.
14.9.2023 Gijon - Villaviciosa – Pola de Somiedo
Wir beginnen unseren Tag in der Ria von Villaviciosa. Ein erster Strandläufertrupp fliegt an uns vorbei. Auf den Schlickbänken sehen wir Sandregenpfeifer. Ein Eisvogel landet auf der anderen Riaseite neben einem Flussuferläufer. Wir bestimmen Alpen- und Zwergstrandläufer, dazu kommen mehrere Sichelstrandläufer. 2 Grünschenkel sowie 3 Rotschenkel zeigen sich. Ein Rosaflamingo fliegt an uns vorbei. An der Playa de Misiegu landet ein Fischadler mit Fisch auf einem Pfahl. Daneben entdeckt Susanne 2 Blaukehlchen. Grosse Brachvögel tummeln sich auf der weiten Fläche. Weit hinten stehen einige Löffler.
Nach einem kurzen Abstecher an den Meeresstrand machen wir einen Kaffeehalt, bevor wir weiter zum Beobachtungspunkt von El Picu fahren. Das Parkieren gestaltet sich hier etwas schwierig, doch es soll sich lohnen. Ein Goldregenpfeifer steht auf der Salzwiese, nicht weit daneben finden wir Pfuhl- und Uferschnepfe. Ein Sanderling zeigt sich. Weiter geht es mit einer Gruppe von 4 Knutts. Ein Kampfläufer steht in der Ferne vor einer Gruppe Löfflern, ein Regenbrachvogel verschwindet hinter einem Gebüsch. Zwar finden wir ihn bei der Nachsuche nicht, dafür entdecken wir ein Schwarzkopfmöwe. Am Stadtrand von Villaviciosa sehen wir schliesslich noch eine Bekassine, eine Krickente sowie mehrere Cistensänger.
Nach einem reichlichen Mittagessen in der Stadt, starten wir Richtung Pola de Somiedo, wo wir schliesslich nach knapp 2 stunden Fahrt eintreffen. Gegen halb 6 Uhr starten wir zur Abendexkursion, die uns nach Gua führt. Dort zeigen sich schon bald einmal einige Gämsen. 2 Alpenkrähen kreisen am Himmel neben etlichen Felsenschwalben. Nebst unserer Gruppe sind noch zahlreiche andere Leute gleichenorts eingetroffen. Alle hoffen, die Bären zu sehen. Schliesslich geht unser Wunsch gegen 20 Uhr in Erfüllung. Eine Mutter mit 2 Jungbären erscheint hoch oben auf dem Bergkamm und lässt sich in der Folge längere Zeit beobachten.
15.9.23 Pola de Somiedo
Der Tag beginnt mir Regen. Nach dem Frühstück warten wir noch eine Stunde bis wir schliesslich das Hotel verlassen. Wir fahren direkt nach La Peral. Über dem Dorf befinden sich zwei Aussichtspunkte, die einen grandiosen Ausblick über die tolle Berglandschaft bieten. Wir beobachten Berg- und Wiesenpieper, Gold- und Zippammer, mehrere Heckenbraunellen, Braunkehlchen und einen durchziehenden Fischadler, dann wird der Regen etwas stärker und wir suchen Schutz unter dem Vordach eines nahen Hauses. Anschliessend verschieben wir uns zum nächsten Aussichtspunkt. Unterwegs entdecken wir Gartenrotschwanz und Trauerschnäpper sowie einige Hänflinge. Insgesamt sehen wir rund 50 Gämsen und 2 Rehe um La Peral, doch die Bären wollen sich nicht zeigen.
Nach dem Mittagessen machen wir einen Abstecher in die Schlucht unterhalb des Dorfes, wo wir die erhoffte Wasseramsel sowie eine Bergstelze finden.
Um 17 Uhr fahren wir via Salencia in Richtung Los Lagos. Auf der Passhöhe angekommen, lassen wir die Autos stehen und folgen der Bergstrasse zu Fuss. Während rund einer Stunde suchen wir die Ginsterbüsche und Birken, sowie Hänge und Berggipfel ab. Wir entdecken eine Gruppe von Gänsegeiern am Aas, daneben sitzt ein immaturer Schmutzgeier, Laubsänger tummeln sich im Gebüsch, ein Gimpel fliegt rufend an uns vorbei. Schwanzmeisen, eine Tannenmeise, Alpenkrähen, Hirschkühe, immer wieder gibt es etwas zu entdecken. Schliesslich kehren wir zu den Autos und fahren rund 2 Kilometer bergab, dann steigen wir noch einmal aus und können eine Bärenmutter mit zwei Jungen beobachten, welche die Früchte der Mehlbeerbüsche auf der anderen Talseite fressen. Ein schöner Abschluss unseres Beobachtungstages!
16.9.2023 Somiedo – Santona – Bilbao – Zürich
Wir verlassen unsere Unterkunft um 8 Uhr. Im Fluss direkt davor sieht Monika noch eine Wasseramsel. Bei bedecktem Himmel fahren wir an Oviedo vorbei Richtung Küste. Schliesslich erreichen wir kurz nach 12 Uhr den Estuar bei Santona. Hier parkieren wir beim Beobachtungsturm und suchen die weite Watfläche mit unseren Spektiven ab. Zuerst fallen Grosse und Regenbrachvögel auf. Dann stellen wir fest, dass es sich bei den weissen Punkten nicht nur um Seidenreiher, sondern auch um Löffler handelt. Ein Fischadler sitzt auf einer Sandbank, ein Eisvogel fliegt vorbei. Unter grösseren Gruppen von Uferschnepfen sehen wir auch einzelne Pfuhlschnepfen. Eine Gruppe von Sandregenpfeifer tummelt sich vor uns, Rotschenkel, ein einzelner Grünschenkel und ein Austernfischer runden die Limikolen-Palette ab. Als neue Arten finden wir Haubentaucher und Schwarzhalstaucher.
Unseren letzten Beobachtungsstopp kombiniert mit dem Picknick machen wir am Stadtrand von Santona. Am Schatten essen wir unsere Sandwiches, beobachten Limikolen und können zum Abschluss unserer ereignisreichen Reise noch 3 Steinwälzern aus nächster Nähe bei der Nahrungssuche zuschauen.
Rothrist, 16.9.2023, Beat Rüegger